Peitschenschläge: Reiter misshandelt Pferd bei Springturnier

Pferd springt mit Reiter ueber Hindernis
Symbolbild

Erneut zeigen Videos, dass Pferde den Aggressionen ihrer Reiter:innen noch immer schutzlos ausgeliefert sind. Laufen Pferde einen Parcours nicht wie gewollt, prügeln viele Springreiter:innen auf sie ein – Olympiareiterin Annika Schleu ist hier kein Einzelfall. Das brutale Verhalten der Reiter:innen gegenüber den Pferden ist schlimmer Alltag für die empfindsamen Lebewesen.

Springreiter schlägt immer wieder auf Pferd ein

Uns von PETA Deutschland liegt Videomaterial aus September 2021 vor, das zeigt, wie der Springreiter Otto Steurer bei einem Turnier in Bietigheim-Bissingen mehrmals heftig mit der Peitsche auf sein Pferd „Corbusier“ einschlug, da diese ein Hindernis nicht überspringen wollte.

Der Reiter wandte zudem die tierquälerische Rollkur an, bei der der Kopf des Pferdes so weit zur Brust gezogen wird, dass der Hals unnatürlich überdehnt wird. Steurer zwang „Corbusier“ mit dieser tierquälerischen Methode immer wieder, auf die Hindernisse zuzureiten und sich seinem Willen auf schmerzhafte Weise unterzuordnen. Durch die Misshandlung des Tieres versuchte der Springreiter, das Turnier um jeden Preis zu gewinnen.

PETA erstattet Strafanzeige gegen Reiter Otto Steurer

Wir haben gegen den Reiter Strafanzeige wegen mehrfachen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet. Die Staatsanwaltschaft Rottweil hat ein Strafermittlungsverfahren eingeleitet (Aktenzeichen: 21 Js 2317/22). Außerdem fordern wir das Ende des sogenannten Pferdesports, bei dem Schläge, Tritte und tierquälerische Praktiken für die Pferde an der Tagesordnung stehen.

Pferde werden beim Springreiten systematisch misshandelt

Bei Springturnieren werden Pferde gezwungen, über extrem hohe Hindernisse zu springen, was ihren natürlichen Bewegungsabläufen widerspricht und lebensgefährlich für die Tiere sein kann. Pferde springen von Natur aus nur in ausweglosen Situationen über Hürden, etwa bei einer akuten Bedrohung.

Im Wettkampfsport wie dem Springreiten werden Pferde bereits im Alter von drei Jahren gezwungen, über hohe Hindernisse zu springen, was ihren noch zu jungen und empfindlichen Körpern enorm schadet. Damit sie dies tun, werden sie häufig mit tierquälerischen Methoden wie dem „Barren“ trainiert. Dabei wird meist eine zusätzliche Stange beim Sprung von einem Helfer angehoben, sodass das Pferd mit den Beinen dagegen stößt und beim nächsten Mal noch höher springt.

Pferd springt mit Reiter ueber Hindernis
Symbolbild. Derart hohe Sprünge entsprechen nicht den natürlichen Bewegungsabläufen von Pferden.

Die Pferde können dadurch nicht nur verschreckt und überfordert werden, der Schlag gegen die Hindernisstange kann ihnen ebenfalls große Schmerzen zufügen oder Stürze provozieren. Die verwendeten Stangen bestehen häufig aus hartem und schwerem Holz und sind teilweise sogar mit kleinen spitzen Noppen besetzt, die die Pferde verletzen.

Eine weitere Methode ist das „Blistern“, bei dem die Pferdebeine mit einer chemischen Substanz eingerieben werden, die zu Schmerzen führt, wenn das Tier beim Sprung die Stange berührt. Zudem deckte RTL im Januar 2022 auf, wie beim Springtraining eine Stange an die Beine der Pferde des Olympiareiters Ludger Beerbaum geschlagen wird.

Tierquälerische Trainingsmethoden sind immer noch legal

Aufgrund undurchsichtiger und oftmals Leid verursachender Regeln im Pferdesport und einer schwammigen Auslegung dieser Bestimmungen durch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) sind viele tierquälerische Trainingsmethoden in scheinbar abgeschwächter Form immer noch erlaubt. Wo und wer hier die Grenzen zieht, scheint reine Willkür zu sein, weswegen nur die wenigsten Vergehen an Pferden auch tatsächlich bestraft werden.

Nach langer Kritik wird 2022 das „Touchieren“, eine abgeschwächte Form des „Barren“, von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung verboten. Lange Zeit war auch diese Form der Tierquälerei erlaubt, obwohl niemand genau sagen konnte, wo die Grenze zwischen dem „Barren“ und dem „Touchieren“ genau verläuft.

Pferd springt über eine Huerde
Symbolbild. Mit tierquälerischen Methoden werden die Tiere häufig dazu gebracht, höher zu springen.

Olympiareiterin fordert, dass Misshandlungen legal bleiben

In diesem Sinne äußerte sich die mehrfache Olympiasiegerin Isabell Werth kritisch gegenüber der FN. Werth war in der Öffentlichkeit nicht nur für ihre Olympia- und Weltmeistertitel bekannt. Auch tierquälerische Methoden, wie das Reiten in der Rollkur (2013) und ein Doping-Skandal (2009) hatten für Aufsehen gesorgt. Im Februar 2022 äußerte sich Isabell Werth gegenüber der FN zu dem in die Kritik geratenen Pferdesport:

 „Wenn wir von einem Pferd Leistung fordern, dann muss auch erlaubt sein, dass wir agieren und reagieren. Dazu gehört eine Kandare, ein Sattel, Sporen und Peitsche.“ [1]

Isabell Werth, deutsche Dressurreiterin

Werths Forderung, Pferden mittels Sporen und Peitsche „Leistung“ abzuverlangen, ist beschämend und passt in das Bild einer Branche, die Pferde für ihre Zwecke ausbeutet. Vielfach werden den Tieren mit diesen Hilfsmitteln mutwillig Schmerzen und Leiden zugefügt – aber das scheint der mehrfach in die Kritik geratenen Olympiasiegerin egal zu sein. Isabell Werth spricht damit aus, was für viele im Pferdesport längst gang und gäbe ist: Es geht um den Erfolg und nicht um das Wohl der Tiere. Tierquälerische Hilfsmittel sind dabei nützlich und somit Teil des ausbeuterischen Systems.

Fordern Sie die Abschaffung des Pferdesports bei Olympia

Pferdesport-Disziplinen wie Dressur, Springreiten und Vielseitigkeit sind noch immer Teil der Olympischen Spiele. Unterschreiben Sie unsere Petition an das Olympische Komitee mit der Forderung, Pferde nicht länger in Spielen einzusetzen und die Olympischen Spiele mit freiwilligen menschlichen Teilnehmer:innen auszurichten.